Erstellt am
07. August 2018

Die Schmid Baugruppe Holding GmbH hat ihren Blick auf das große Ganze gerichtet. Von einem klassischen Bauunternehmen hat sie sich zu einem Generalunternehmen entwickelt, das die komplette Bauplanung und Ausführung aus einer Hand bietet. Der Geschäftsführende Gesellschafter Bmst. Ing. Norbert Hartl MSc. MBA erzählt im Gespräch mit Wirtschaftsforum, warum die Baubranche neue Wege gehen muss und wie diese aussehen können.

Wirtschaftsforum: Schmid ist ein Familienunternehmen mit einer mehr als einhundertjährigen Tradition. Im Vergleich zu heute waren die Anfänge Ihres Unternehmens bescheiden. Wie kam es später zur Umwandlung in eine Holding, die inzwischen 350 Mitarbeiter beschäftigt?

Norbert Hartl: Der Betrieb wurde von den Brüdern Schmid im Jahr 1902 als klassisches Bauunternehmen mit einer kleinen Zimmerei gegründet. Vier Generationen später, im Jahr 2004, habe ich es im Rahmen eines Management-Buy-outs übernommen. In der Zeit von 2000 bis 2004 fand die Umstrukturierung zur Holdingstatt. Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass sich ein Baumeisterunternehmen mit einem Umsatz von 20 Millionen EUR nicht im Markt behaupten können wird. Wohin die Reise gehen sollte, war mir klar: Hin zu einem Komplettanbieter mit mehreren Gewerken, mit einer One-Stop-Shop-Strategie. So sind wir den Schritt zur Holdingstruktur gegangen, zu einem Generalunternehmen
mit eigenständigen und eigenverantwortlichen Unternehmensteilen. Neben unserem Stammhaus in Frankenburg betreiben wir in Österreich wichtige Standorte in Timelkam, Lenzing, Ried, Linz und Münchendorf (Wien). Der neueste wurde in Deutschland eröffnet.

Wirtschaftsforum: Warum war es Ihnen so wichtig, Planung und Ausführung aus einer Hand anzubieten?

Norbert Hartl: Beides sollte nicht getrennt werden, denn von dieser Schnittstelle hängt der wirtschaftliche Erfolg ab. Wir stellen immer wieder fest, dass bei getrennter Planung das gewünschte Ziel nicht zu erreichen ist. Unsere Idee wird seit 2010 von dem Gedanken des ‘Shell and Core’ getragen: Von der Planung bis zur Hülle wollen wir möglichst alles selbst machen. Wir bieten deshalb Planung, Hochbau – unser größter Bereich –, Holzbau, Dach- und Fassadenbau, Industrieböden sowie Facility Management.

Wirtschaftsforum: Was konnten und können Sie persönlich in das Unternehmen einbringen?

Norbert Hartl: Zunächst einmal viel Erfahrung im Unternehmen: 1981 habe ich als Praktikant dort angefangen. Ich habe Informatik studiert und verschiedene Zusatzqualifikationen erworben. So bin ich Baumeister, Zimmermeister und habe die Immobilientreuhänderprüfung abgelegt. Im Unternehmen bin ich stark eingebunden ins Troubleshooting bei Problemen rechtlicher Natur. Etwas Unruhe gehörte bei uns immer dazu. Am liebsten bin ich im strategischen Teil unterwegs. Das Unternehmen strategisch steuern, neue Geschäftsfelder erschließen und Managementstrukturen verändern, darin gehe ich auf. Auch die Personalentwicklung gehört zu meinen Aufgaben. Als Landesinnungsmeister und stellvertretender Bundesinnungsmeister gehen alle jungen Baumeister durch meine Hände. Mein Talent ist es, Unternehmer zu sein, das kann ich und das mache ich gern. Es geht dabei nicht um Geld oder Karriere, sondern nur darum, es zu tun.

Wirtschaftsforum: Besucht man Ihre Homepage, fällt als Erstes ein ungewöhnlicher Videoclip auf. Was hat es damit auf sich?

Norbert Hartl: Das ist ein Gag, den unsere Agentur entwickelt hat, eine witzige Stellenausschreibung. Es gibt dazu auch eine Plakatserie. Unser Ziel ist, auf diese Weise potenzielle neue Mitarbeiter auf uns aufmerksam zu machen. Die Mitwirkenden sind ausnahmslos echte Mitarbeiter von uns. Auf großen Baustellen weisen wir ebenfalls darauf hin, dass wir laufend Fachpersonal suchen. Die Branche bietet jetzt eine Top-Bezahlung und beste Perspektiven. Da sind Karrieresprünge möglich. Wir bieten außerdem Betriebswohnungen und Firmenwagen und schnüren ein Gesamtpaket, bei dem die Work-Life-Balance stimmt.

Wirtschaftsforum: Wollen Sie weiter wachsen, und wie steht es mit den Rahmenbedingungen dafür?

Norbert Hartl: Bisher sind wir organisch gewachsen, haben aber auch kleinere Unternehmen dazugekauft. Unsere Überlegungen gehen dahin, noch weitere Stahl und Glasfassadenunternehmen zu kaufen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Wir haben nie aufgehört uns zu entwickeln und suchen immer neue Chancen. Das ist unsere Stärke. Grundsätzlich entwickelt sich die Branche positiv. Wir haben eine sehr gute Konjunktur und  im Gewerbe wird viel  investiert. Dazu kommt im urbanen Bereich ein enormer Bedarf an Wohnungen.

Wirtschaftsforum: Worauf wird in Zukunft Ihr Fokus liegen?

Norbert Hartl: Zum einen auf der Optimierung unserer Prozesse. Eines unserer Projekte beschäftigt sich mit der Prozessoptimierung auf der Baustelle. Hier lässt die Branche laut einer Studie 20 bis 30% liegen. Auch im Managementbereich gibt es Entwicklungspotentzial. Wenn es an dieser Stelle nicht stimmt, steht der Bau still – siehe Berliner Flughafen! Wir müssen künftig mehr über den Tellerrand schauen. Viele in der Branche sind um den eigenen Kirchturm verhaftet und in ihrer Materialität gefangen; sie machen nur Beton, Holz oder Stahl. Dabei sollte man sich fragen, wie man das Material optimieren kann. Um Bauzeit und Belastungen für das Umfeld zu reduzieren, wird im innerstädtischen Bereich vermehrt die Hybridbauweise gefragt sein, bei der Teile vorgefertigt und Werkstoffe kombiniert
werden. Wir praktizieren das bereits.